Schwerter zu Pflugscharen – Granaten zu Glocken
Diese Inschrift steht auf der Friedensglocke der Gethsemanekirche im Würzburger Stadtteil Heuchelhof. Dahinter verbirgt sich eine besondere Geschichte:
Vor 30 Jahren war der Kalte Krieg überwunden und damit die Teilung Europas. Besonders im Stadtteil Heuchelhof trafen die Menschen aus Ost und West zu einer neuen friedlichen Gemeinschaft zusammen. Daraus wurde die Idee geboren, dieses friedliche Wunder erklingen zu lassen. Waffen aus Ost und West sollten zu einer Friedensglocke werden. Im Jahr 1996 wurde die Glocke aus abgerüstetem sowjetischem Waffenmaterial gegossen. Der Klöppel, also das Schlagwerkzeug, wurde aus einem Geschützrohr und einer Mörsergranate zusammengeschweißt. Beides kam aus entschärften Beständen der Bundeswehr. Abgerüstetes Kriegsmaterial aus Ost und West trafen seitdem beim Läuten dieser Friedensglocke zu friedlichen Klängen aufeinander.
Dass aus Krieg Frieden wachsen kann und soll, haben Menschen bereits zu biblischen Zeiten geglaubt: „Schwerter zu Pflugscharen“ heißt es beim Propheten Micha in der Bibel. Das war übrigens auch das Motto der Friedensbewegung in der DDR, die maßgeblich zum friedlichen Ende der menschenverachtenden Diktatur beigetragen hat.
Allerdings hat sich der Klöppel aus Waffen der Bundeswehr doch nicht als haltbar genug herausgestellt und musste ersetzt werden.Am 17.Oktober wurde in der Gethsemanekirche die besondere Geschichte dieser Friedensglocke in den Mittelpunkt gestellt und der Glockenturm gemeinsam mit einer Informationstafel ausgestellt.
Max von Egidy