Liebe Leserin!
Lieber Leser!
Ein Mensch fühlt sich wie neugeboren. Ihm ist, als wäre er durch die geöffneten Pforten in das Paradies selbst eingetreten. Er erkennt, dass einer, der sich voller Vertrauen auf Gott verlässt, von ihm angenommen und beschenkt wird. Gott macht einen Menschen recht. Er sagt zu ihm oder zu ihr: Du gehört zu mir. In meinen Augen bist du wertgeschätzt.
Das ist der Anfang des Geschehens, das wir Reformation nennen. Alle den Glauben betreffenden Umwälzungen und Veränderungen nehmen davon ihren Ausgang. Ein Ereignis, das Weltgeschichte schreibt, erhält seine Kraft aus einer geistlichen Einsicht, aus dem Glaubensleben eines leidenschaftlichen Gottsuchers. Denn das war Martin Luther.
In den folgenden Jahrzehnten und Jahrhunderten entfaltet sich die Reformation mit Licht- und Schattenseiten. Glaubensfragen verbinden sich mit der Sehnsucht nach Freiheit. Widerstände brechen auf. Macht und Politik mischen sich ein, Krieg und Gewalt nehmen ihren Lauf.
Gerade in unserer Region gab es den Bauernkrieg als Aufstand der Armen und Rechtlosen, der schließlich an der Festung Marienberg zerschellt ist. Die Florian-Geyer-Festspiele erinnern alljährlich an dieses heute noch berührende Ereignis. Auch der 30jährige Krieg und die Gegenreformation haben in Mainfranken tiefe, prägende Spuren hinterlassen. Vieles am Geschehen von Reformation und Gegenreformation ist kritisch zu beurteilen und es ist gut, dass das geschieht.
Dennoch steht am Anfang all dieser geschichtlichen Entwicklungen und Verwicklungen ein Glaubens- und Befreiungsereignis, das durch die Jahrhunderte auf Gott verweist, der in Jesus Christus an unsere Seite tritt, uns erlöst und befreit.
Das ist immer wieder neu eine gute und befreiende Botschaft. Heute finden sich besonders jüngere und junge Menschen in einem Zustand vor, in dem sie ununterbrochen beurteilt werden: In den sozialen Medien wird geliked und gedisst, gepostete Fotos werden beurteilt, Shitstorms entladen sich und es kommt darauf an, wie viele Freunde und Follower es im Netz für jeden gibt.
Gerade da ist es wichtig zu sagen: Gott macht dich recht, er disst dich nicht, er sieht dich als seinen geliebten Menschen an, egal wie deine virtueller Status gerade ist. In seinen Augen bis du wertgeschätzt. Du brauchst dich nicht zu fürchten mitten auf den echten und virtuellen Plätzen dieser Welt.
Weil diese Botschaft immer wieder neu und wichtig ist, begehen wir als evangelisches Dekanat gemeinsam mit vielen Partnern aus Gesellschaft und Ökumene vom 31.10.2016 bis zum 31.10.2017 das Jubiläumsjahr „Reformation – fränkisch – frei - 500 Jahre Reformation in Mainfranken“. Dazu laden wir Sie herzlich ein.
Ihre
Dekanin Dr. Edda Weise