In Zeiten des demografischen Wandels evangelische Präsenz vor Ort zu erhalten, beschäftigt unsere Kirche sehr stark. Ganz wesentlich wird künftig sein, dass Ehrenamtliche in unseren Kirchengemeinden mehr Verantwortung übernehmen und von der ELKB dafür auch qualifiziert werden müssen. Unsere Landeskirche setzt dabei mit einem Qualifizierungskurs zur/zum „Gemeindekurator:in“ auf ein Modell, das in anderen evangelischen Landeskirchen schon längst üblich ist.
Jeder Kirchenvorstand kann - im Rahmen seines Rechtes zur Beauftragung kirchlicher Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter - ehrenamtliche Gemeindekuratoren und Gemeindekuratorinnen für die Kirchengemeinde einsetzen. Grundlagen für die Vereinbarung sind die Kirchengemeindeordnung KGO § 47 und das Ehrenamtsgesetz EAG der Evang.-Luth. Kirche in Bayern.
Das Zusammenwirken von Haupt- und Ehrenamtlichen bedarf teilweise einer Neubewertung und Rollenklärung, vor allem auch mit Blick auf die neuen regionalen Strukturen. Ein Gemeindekurator oder eine Gemeindekuratorin unterstützt den Kirchenvorstand und das Pfarramt bei der Wahrnehmung ihrer Aufgaben. Sie übernehmen im Rahmen ihrer Beauftragung eigenständig und eigenverantwortlich kirchliche Arbeitsbereiche. Dabei können Koordinierungsaufgaben und Kommunikationsaufgaben nach innen und nach außen in Betracht kommen. Die Beauftragung richtet sich am konkreten Handlungsbedarf der Kirchengemeinde ebenso aus wie an den Gaben und Möglichkeiten des bzw. der Beauftragten. Voraussetzung der Beauftragung ist die zertifizierte Teilnahme an der landeskirchlichen Ausbildung zum Gemeindekurator bzw. Gemeindekuratorin.
Zwanzig evangelische Ehrenamtliche aus ganz Bayern, darunter vier Teilnehmerinnen des Dekanats Würzburg, haben 2022 den Ruf vernommen und sich im Juni zum bereits dritten Gemeindekuratorenkurs des Amts für Gemeindedienst und des EBZ Pappenheim angemeldet. Fast alle sind Mitglieder eines KV, viele in der Funktion „Vertrauensperson,“ und alle wurden von Ihren Kirchenvorständen vor Ort zum Kurs entsandt. Die Kurse werden übrigens aus Mitteln der KV-Wahlen der Ev.-luth. Landeskirche in Bayern gefördert.
Der Kurs umfasst einen Orientierungstag, vier zweieinhalbtägige Kursmodule, eine Auswertungseinheit mit den Ortspfarrerinnen und-pfarrern, sowie nachfolgende Vernetzungstreffen. Die vier Wochenend-Module tragen die Überschriften: „Kirche als Heimat erhalten, gemeindliches Leben koordinieren und erhalten, Kirchengemeinde und Kommunikation, Kirchengemeinde als Organisation“. Der Kurs enthält Workshops zu „ein Grußwort sprechen“, „Vakanzbewältigung“, „Gebäudemanagement“, „Verwaltungsdienstleistungen“, „Öffentlichkeitsarbeit“, „Fundraising“, „Projektmanagement“, „Kommunikation und Konfliktprävention“, „Ehrenamtsgewinnung und -koordination“, „Gemeinde- u. Kirchenentwicklung“. Zudem treten die Teilnehmenden in Dialog mit Mitgliedern der Kirchenleitung. Unsere Regionalbischöfin, Gisela Bornowski, nahm sich einen Abend lang Zeit für einen Austausch mit den neuen Kurator:innen. Auch unser Landeskirchenamt stellte sich den Fragen und informierte zu seinen Strukturen und dem Thema Kirchenentwicklung.
Die erfolgreiche Teilnahme wurde schließlich mit einem Zertifikat bestätigt. Das konkrete Tätigkeitsfeld und damit den Verantwortungsbereich beschreibt jeder Kirchenvorstand dann vor Ort in einer Dienstvereinbarung.
Das Fazit unserer Teilnehmer aus Billingshausen, Höchberg und Rottenbauer:
Der Kurs ist ausgezeichnet organisiert und lohnt sich sehr. Das Programm ist recht straff durchgetaktet. Es gibt viel Input und Materialien zu allen Themen, immer wieder natürlich vor dem Hintergrund, dass die ELKB ehrenamtlicher werden muss. Eine Vernetzung in andere Gemeinden/ Regionen findet statt. Sehr wertvoll ist die Gemeinschaft im Teilnehmerfeld: viele Themen, die einzelne Gemeinden bewegen, waren in anderen Gemeinden/ Dekanaten/ Kirchenkreisen schon auf der Tagesordnung. Alle Teilnehmer wurden mit dem ELKB-Intranet und der ELKB-Cloud vertraut gemacht bzw. bekamen Zugänge. Auch das Material des Kurses steht dort zur Verfügung.
Die Kursleiter, Pfarrer Martin Simon und Pfarrer Gerhard Schleier, waren stets kompetent, strukturiert, hilfsbereit und bei Bedarf spontan. So wurde z.B. nach der Veröffentlichung des neuen Kirchengemeindestrukturgesetzes sofort die Tagesordnung angepasst: wir bekamen einen Referenten zum Thema und viele Infos zu den Konsequenzen des Gesetzes für unsere „Regiolokale Gemeindeentwicklung“. Es fehlte auch nicht an wertvollen geistlichen Impulsen, die uns gestärkt und bereichert haben. 2023 startet ein neuer Kurs, und wir können eine Teilnahme nur wärmstens empfehlen.
Bei Pfarrerin Anna Bamberger, Pfarrer Klaus Betschinske und Pfarrer Daniel Fenske bedanken wir uns herzlich für die Begleitung und Unterstützung. Wir freuen uns auf unsere neuen Aufgaben in unseren Kirchengemeinden.
(Ruth Meyer , Regine Neuhauser-Riess , Bianca Windolf)