Die evangelisch-lutherische Würzburger Dekanin Dr. Edda Weise hat am 15. Januar den Neujahrsempfang der Würzburger Grünen im Jüdischen Gemeindezentrum besucht – und dabei etwas erlebt, was sie bislang nur aus den Medien kannte. Ein persönlicher Eindruck:
„Am Nachmittag des vergangenen Sonntags habe ich am Neujahrsempfang der Würzburger Grünen im Zentrum Shalom Europa teilgenommen. Omid Nouripour spricht zum Thema „Die Welt aus den Fugen“. Begrüßung und Grußworte vergegenwärtigen die Lage in der Welt und auch in unserer Stadt und Region. Zu Recht wird respektvoller Umgang angemahnt. Es ist wichtig, dass wir in Würzburg alle Kräfte der Zivilgesellschaft stärken und zusammen halten.
Vor und nach Grußworten und Hauptvortrag plaudern die Menschen miteinander, begrüßen sich, wünschen sich gegenseitig ein gutes neues Jahr und tauschen sich aus. Wie in vielen westlichen Ländern schütteln wir einander dabei die Hand, um uns zu begrüßen.
Deshalb bin ich erstaunt und irritiert, als ich auf zwei Vertreter einer Würzburger islamischen Gemeinschaft treffe. Der erste gibt mir die Hand, der zweite nicht. Beide Herren wirken freundlich, dennoch übersieht der zweite meine ausgestreckte Hand.
Bei uns ist das Händeschütteln ein Ausdruck freundlichen gegenseitigen Umgangs, gleichberechtigter Begegnung und des gegenseitigen Respekts unabhängig vom Geschlecht. Diesen Respekt mussten sich Frauen in unserer Gesellschaft hart erkämpfen. Dahinter sollten wir nicht zurückgehen. Diskriminierung kommt von einem lateinischen Wort, das „unterscheiden“ bedeutet. Wir sollten bei Begegnungen in der Öffentlichkeit nicht nach Hautfarbe, Herkunft, Religion oder Geschlecht unterscheiden.“