Aktiv gegen Missbrauch; Fortbildung zur Prävention sexualisierter Gewalt im Dekanat Würzburg
Der Umgang mit sexualisierter Gewalt beschäftigt auch die evangelischen Kirchen bei uns vor Ort. Zur Prävention und Sensibilisierung hat das Dekanat Würzburg Kontakt mit der „Fachstelle für den Umgang mit sexualisierter Gewalt“ in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (ELKB) aufgenommen. Die zuständige Referentin in unserem Kirchenkreis Judith Grosser wurde zur Online- Schulung eingeladen. Heute am Donnerstag fand der zweite Schulungstermin statt.
Neben theoretischen Grundlagen vermittelte Frau Großer zu Täter*innenstrategien, Zahlen über Vorkommnisse innerhalb der Evang.-Luth. Kirche und gab einen Überblick über das aktuell geltende Präventionsgesetz der ELKB. Zur Reflexion und Annäherung fanden verschiedene Übungen bezüglich des richtigen Umgangs bei Verdachtsfällen statt.
„Endlich hört mir jemand zu.“ Dieser Gedanke schießt Lisa durch den Kopf, als der Gemeindereferent sich Zeit für Gespräche mit ihr nimmt. Gerade ging ihre Beziehung in die Brüche, die Eltern sprechen von Scheidung und die 17-Jährige weiß nicht, wie es nach ihrem Schulabschluss für sie weitergehen soll. Die Jugendliche ignoriert das komische Gefühl im Bauch, als er sie immer öfter berührt und schließlich küsst. Die Aufmerksamkeit schmeichelt ihr. Mit der Zeit ändert sich das: Lisa fühlt sich zunehmend unwohl im Kontakt mit dem verheirateten Mann – und zu Dingen genötigt, die sie nicht tun möchte. Und die ihr Geheimnis bleiben sollen.
Beispiele wie dieses aus der Basisschulung zur Prävention von sexualisierter Gewalt sind mitunter schwer auszuhalten. Aber genau darum geht es: Hinschauen und hinhören, auch, wenn es schwerfällt. „Um im Verdachtsfall richtig reagieren zu können“, erklärt Andreas Lucke von der Fachstelle für den Umgang mit sexualisierter Gewalt mit Sitz in München.
Ziel ist es, ehrenamtliche sowie hauptberufliche Mitarbeitende zu schulen. Sexualisierte Gewalt soll erkannt und vermieden werden.
Die Fortbildung ist ein erster Schritt, um mit der Entwicklung von Schutzkonzepten zu beginnen und im Anschluss Interventionsteams aufzustellen. Ein wesentlicher Aspekt dabei ist, bei Verdachtsfällen angemessen reagieren zu können.
Seit Dezember 2020 schreibt das „Kirchengesetz zur Prävention, Intervention, Hilfe und Aufarbeitung im Hinblick auf sexualisierte Gewalt in der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern (Präventionsgesetz – PrävG)“ vor, dass jede Kirchengemeinde und deren Einrichtungen (Kindertagesstätten oder auch evangelische Schulen, aber auch Seniorenheime) ein Schutzkonzept erarbeiten und vorhalten müssen. Aus diesem Grund, soll die Fortbildung zur Prävention sexualisierter Gewalt in allen Dekanaten und Kirchengemeinden der ELKB durchgeführt werden.
Bei allen Schritten unterstützt die Fachstelle für den Umgang mit sexualisierter Gewalt in der ELKB.
(Harriet Tögel/Pöp)